Forschungsprojekt: KMUs am Regelenergiemarkt Zusammenfassung
Das Stromnetz in Deutschland ist ständig Schwankungen von Erzeugung und Verbrauch ausgesetzt. Über den Regelleistungsmarkt werden diese Schwankungen ausgeglichen. In diesem Projekt sollte das wirtschaftliche Potential von kleinen und mittleren Unternehmen für eine mögliche Teilnahme am Regelenergiemarkt quantifiziert werden.
Für eine Teilnahme an diesem Regelleistungsmarkt müssen anspruchsvolle Voraussetzungen erfüllt werden. Diese Anforderungen und Voraussetzungen zur Teilnahme am Regelleistungsmarkt, vor allem jene die Mindestleistung betreffend, schließen die meisten der etwa 400.000 KMUs von der direkten aktiven Teilnahme am Regelleistungsmarkt aus. Diese Betriebe können nur selten 1 MW oder mehr weg- bzw. zuschalten.
Derzeit (2018) sind auch keine Bestrebungen bekannt, die Anforderungen und Voraussetzungen in naher Zukunft zu ändern. Damit nicht nur großen Unternehmen, sondern auch ein großer Teil der KMU am Regelenergiemarkt teilnehmen können, muss eine einfache Möglichkeit der Bündelung von vielen Anbietern geschafft werden, so genannte große virtuelle Stromabnehmer. Einige Anbieter sind hier schon im Markt aktiv.
Ein wichtiger Schritt zur Steigerung des Interesses und der Möglichkeit einer Teilnahme von KMUs ist die Identifizierung und Definition von typischen Anlagen ohne großen individuellen Aufwand für die KMUs. Die Analysen ergaben, dass Unternehmen energie-intensiver Industriezweige sehr gut geeignet sind. Die theoretisch größten Potenziale sind daher in der Chemieindustrie, der Papierindustrie, der Baustoffindustrie und der Metallindustrie zu finden. Geeignete Prozesse sind zum Beispiel Mahlprozesse, Schleifprozesse, Chlorherstellung, Zellstoffherstellung, Altpapieraufbereitung, Wärmeerzeugung mithilfe von Strom (z. B. in Öfen, Wassersiedern), Härtungsverfahren, Prozesskältesysteme, Pumpensysteme oder Be- und Entlüftungssysteme. Besonders gut geeignet sind Prozesse mit Dreischichtbetrieb oder mit einem über die Woche gleichbleibenden hohen Stromverbrauch.
Aus den oben genannten Gründen, d.h. die derzeit hohen Eintrittshürden für die Teilnahme am Regelenergiemarkt, aber auch aufgrund der wenig attraktiven Preise im REM, wurden in dem Projekt noch verschiedene andere Vermarktungsmöglichkeiten von flexiblen Lasten unter Berücksichtigung von Automatisierung und Fernsteuerung bewertet. Die Bewertung wurde für mittelgroße und große KMU durchgeführt und die Investitionen in die Automatisierung wurden mit etwa 5.000 EUR pro Anlage/Prozess abgeschätzt. Diese betrachteten Vermarktungsmöglichkeiten sind (1) Ausgleich des Bilanzkreises und somit die Reduzierung der Kosten für Ausgleichsenergie, (2) kostengünstige Alternative zur Strombeschaffung an der Börse, (3) geringere Netzentgelte durch Lastmanagement sowie (4) Systemdienstleistungen – Vermeidung der Abschaltung von Erneuerbare-Energien-Anlagen.
Ein zentrales Ergebnis des Projektes ist, dass bei allen Vermarktungsmöglichkeiten die fehlende Digitalisierung der Arbeitsprozesse und der geringe Automatisierungsgrad der meisten Anlagen ein großes Hemmnis für die KMUs ist. Darüber hinaus wurde deutlich, dass die Erlöse bei den verschiedenen Vermarktungsmöglichkeiten noch so gering sind, dass das Interesse der Partner der KMU ebenfalls nicht sehr groß ist. Potentiale sind aber auf beiden Seiten vorhanden, so dass alle Vermarktungsmöglichkeiten schon bei kleinen Änderungen im Markt attraktiv sein können.
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